In Moskau beginnt am 27.02. die Butterwoche - ein TV-Moderator sagte dazu: Im Rheinland nennt man die Butterwoche auch "Karneval".
Die Butterwoche war einst eines der berauschenden Straßenfeste von Moskau. Hinter dem internationalen Frauentag am 8.März und dem Tag der Roten Armee verblasste die Butterwoche jedoch zu Zeiten von Einheitspartei und militärischen Aufmärschen. Jetzt aber versucht die Moskauer Stadtregierung, ihr neues Leben einzuhauchen - mit Unterstützung von rheinischen Frohnaturen, die gerne ihren Karneval in alle Welt exportieren.
Hinter dem Kreml und der Basilius-Kathedrale wird in 2006 von der Moskauer Stadtverwaltung ein Straßenzirkus, zusätzliche Straßencafes (man denke an die Moskauer Temperaturen), Pfannenkuchenbäckereien und weiteren temporären Attraktionen auf dem Wassilewski-Spusk der Rahmen für die open Air Partys zur Butterwoche gesetzt. Geöffnet ists täglich von 16:00 bis 21:00. Und einen besonderen "Karnevalsumzug" gibts auch: Am Sonntag wird um 17:30 Uhr in alter Tradition nach einem Umzug eine riesige Strohpuppe - die Maslenzia Puppe - verbrannt. Der moskauer "Rosenmontag" ist Pfannenkuchentag: Man beschenkt den Nachbarn mit Pfannenkuchen und lädt ihn / sie zum Schlittenfahren ein. "Veilchendienstag" hat auch eine etwas andere Tradition unter den Russen: Spazierengehen und Faustkämpfe sind angesagt! Nach alten Überlieferungen wurde der Tag mit riesigen, trunekenen Massenkeilereien unter freien Himmel gefeiert dem "Mordoboi" - in aller Freundschaft, wie es sich von selbst verstehen sollte. "Die Russen", so berichtete ein deutscher Gesandter am Zarenhof einst voll Entsetzen, "hätten sich diesem Volkssport, „Mordoboi“ genannt, mit solcher Inbrunst hingegeben, dass es in Moskau sogar einige Dutzend Tote gegeben habe".
Am Mittwoch einer jedern Butterwoche hatte man damals dann "frei" - aber nur, damit man neue Kräfte tanken kann für den Donnerstag, Freitag und Samstag der Butterwoche: Jetzt soll wieder gefeiert, geprasst und gesoffen werden - sicherheitshalber maskiert, um die Spätfolgen des Mordoboi am Dienstag zu verdecken. Auch in Venedig wurde einst die Maske eher zum verbergen von unansehnlichen Taten während der Karnevalstage eingeführt ...
Als krönenden Abschluss gibt es dann am letzten Sonntag der Butterwoche, den Tag des Vergebens. In die Kirche ging man für den Segen - eigentlich aber wurde auf der Straße jeder x-beliebige angesprochen und für das Ungemach, das ihm während der Butterwoche angetan wurde, um Entschuldigung gebeten. Und diese Absolution gab es dann auch: Eine von der Kirche und eine von den Passanten. So gehört es sich auf den Butterwochen - die blauen Augen verheilen am Sonntag bereits wieder.
Und was machen anständige rheinische Karnevalisten dabei? Bereits 2005 wurde erstmals der Sitzungskarneval nach Moskau verbraucht. Auch 2006 gehts mit leckerem Düsseldorfer Altbier, Büttenreden und Tanzemariechen zum externen Abschluss der "Session". Auch diesmal konnte sich zumindest die deutsche Elite in Moskau an einem gesegneten Karneval erfreuen - und dem Mordoboi entgehen. Man bleibt unter sich: Mit rund 1000 Rubel (umgerechnet 30 Euro) ist der Eintritt zur deutschen Karnevalsveranstaltung so teuer wie ein Wochenlohn einer Verkäuferin. Nur wenige Moskauer konnten sich die Eintrittskarten überhaupt leisten ...
Datum: 28.02.2006
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